„eine äußere Umgebung, in der ein Inneres verborgen ruht“ (Ästhetik 2. Teil I C 1). Das Symbol unterhält zu seinem Inhalt – könnte man allgemein sagen – eine nicht beliebige Beziehung, es erschöpft sich nicht in den jeweils gerade gewählten Zeichen und lässt sich durch sie auch nicht vollständig erklären. Man muss dazu den weiteren Kontext heranziehen.
Umgekehrt haben die Signifikanten des Symbols auch eine vom Bezeichneten unabhängige Existenz. Es gibt sie wirklich, wie eben die Pyramiden zeigen. Zum kriminalistischen Vorzugssymbol ist beispielsweise die polizeiliche Kriminalstatistik geworden. Sie existiert wirklich, wird mit einigem Aufwand hergestellt und repräsentiert gleichzeitig die wirkliche Welt. Durch die Statistik hindurch kann man sehen, was geschieht, ob etwa die Deliktshäufigkeit steigt oder die Sanktionswahrscheinlichkeit sinkt. Mit der kriminalistischen Kategorie der „Dunkelziffer“ hat man symbolisch herausgerechnet, was sich – entgegen dem wünschenswerten und regelmäßigen Sanktionsverlauf – an Fällen der Reaktion und Sanktion entzieht. Die Dunkelziffer erhellt die Norm. Ist sie niedrig, war die Ermittlungsarbeit erfolgreich oder die Normtreue hoch. Jedenfalls ist alles in Ordnung. Wenn es nicht in Ordnung ist und die Dunkelziffer steigt, kann das vieles bedeuten. Meist ertönt der Ruf nach mehr Polizei, schnelleren Verfahren und höheren Strafen. Aktuelle Strafrechtspolitik orientiert sich an solchen Verweisungssymbolen der Normbefolgung. Andererseits kann die Rate der Nichtbefolgung von einer gewissen Größe an Realisten zu Zweifeln an der Legitimität der Norm insgesamt veranlassen. Wenn regelmäßig und in großem Umfang tatsächlich abgetrieben wird, obwohl Abtreibung strafgesetzlich als Verbrechen eingestuft wird, sind Zweifel an der Normgeltung erlaubt. Sie haben im konkreten Fall der Abtreibung 1974 dazu geführt, dass diese in der damaligen Bundesrepublik Deutschland unter den Kautelen einer „Fristenlösung“ jedenfalls weitgehend straflos gestellt worden ist.
Zitierte Literatur: Hegel, G.W.F.: Vorlesungen über Ästhetik I, Werke Bd. 13, Frankfurt a.M. 1986; Peirce, Charles S. (1902): Regeln des richtigen Räsonnierens, in: ders., Semiotische Schriften Bd. 1, hrg. v. Chr. W. Kloesel u. H. Pape, Frankfurt a.M. 2000, 409 ff.